Samstag, 11. Juni 2016

++3: Extreme

„Oh, no! You know I was rooting for them.“ Island hat gerade super unglücklich das 1:1 gegen Ungarn kassiert. Ein Eigentor. Wir an der Hotelbar sind uns aber einig: Wenn der Abwehrspieler nicht zum Ball geht, trifft der ungarische Stürmer hinter ihm so oder so ins Netz. Der Ministaat knapp an der nächsten Sensation vorbei, aber Island ist nicht unser Land. Mein neuer Kumpel und ich sind uns da einig. Er unterstützt Deutschland. Keine Widerrede. Ich sage ihm, dass ich durch meinen Pass die Mannschaft ebenfalls unterstützen muss und will. Hineingeboren – könnte man sagen. Erst Minuten später fällt mir auf, was für eine politisch fragwürdige Formulierung ich mir hier aufgelegt habe. Ob’s ihm aufgefallen ist? Wohl kaum. Er wohnt hier im Hotel Serena. Hat bestimmt andere Probleme. Wie er sich das leisten kann? Kein Plan. (hundertpro Mafia !!!!1!!!111) 

Ich komme nur hier her, um mir die EM anzuschauen. Die Shisha-Bar um die Ecke ist mir zu gespenstisch. Um Welten billiger, aber auch eine Spelunke ohne Wissende und Liebende des Rasenballsports. Somit begebe ich mich nun also hin und wieder in die erste Welt und muss fragende Blicke über mich ergehen lassen, weil ich es doch echt gewagt habe mich in Shorts in die Bar zu setzen. Frevel! Das passiert mir am Dienstag nicht noch einmal. Da werden die Jordans abgestaubt und kein Knie gezeigt. Aber vielleicht deutsche Flagge. 

Ins andere Extrem geht es für mich auf dem Heimweg. Dort kaufe ich kurz vor dem Haus meiner Gastfamilie zwei komplette Hähnchen („Chickeeeeeeeen“) und Pommes („Chipppsiiiiis“). Der Betrag, den der geschäftige Inder und seine Swaheli-Straßenverkäufer für mein heutiges Abend- und morgiges Mittagessen wollen, ist fast identisch mit meiner Getränke-Rechnung an der Hotelbar. (@Mama: Nein, ich habe echt nicht viel getrunken ehrlich. Im Hotel ist es einfach ziemlich teuer) Die Preis-Leistungsverhältnisse in der Wannabe-Hauptstadt Tansanias, die so vielschichtig ist, sind einfach weit weit weit voneinander entfernt. Da genießt man entweder ein paar Bier oder einen Tag Essen für den fast identischen Schillingbetrag. Ach ja, verglichen mit Europa war das Bier im Hotel spottbillig. Das ist aber eine andere Geschichte.


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