Sonntag, 16. Juli 2017

In den Untiefen des Word-Wide-Web: Eine Quelle gefällig?

Der Narzisst an sich ist ja kein Unmensch. Der Journalist auch nicht. Was beide eint ist, dass sie sehr auf ihr Erscheinungsbild achten. Der eine im Spiegel (also dem Reflektor, nicht des Magazins) und der andere im Internet. Selbstkontrolle ist ein weiteres Stichwort, das verbindet. Da hilft ein alter Apparat im Internet: die Suchmaschine. Was sich dort bei Zeiten auftut ist faszinierend. Zwei Fallstudien.

Der allwissende Prakti

Allzu oft hört man, dass Praktikanten bei Zeitungen oder in Online-Redaktionen zu wenig Verantwortung zugesprochen bekommen. Die etablierten Redakteure lassen der Kreativität ihrer Schützlinge wenig Lauf. Nicht aber beim Qualitätsblatt aus Ulm. Dort darf man gleich an die großen Fische ran. Zu seiner Zeit – wenige Leute werden sich im Trump-Hype der letzten Wochen an die andere große globale Debatte erinnern – wurde ich innerhalb einer Stunde zum Experten für Welthandel. Jenes Abkommen mit dem Namen TTIP stand in seiner 51290. Verhandlungsrunde und die werten Leser der Presse im Südwesten Deutschland warteten nur auf einen ganz einfachen Artikel, der die Vor- und Nachteile (es gibt tatsächlich Nachteile? Whaaaat?) nüchtern analysiert.

Jetzt ist das Internet bekanntlich eine öffentliche Plattform. Ich zitiere meine Lieblingsbachelorarbeit: „Ein Medium wie die Zeitung richtet sich generell an jeden. Die produzierten Inhalte der Journalisten und Redaktionen sind öffentlich. Jeder Artikel, jedes Foto und jeder Kommentar kann von Rezipienten konsumiert werden“(Sill nach Claudia Mast, „ABC des Journalismus“, Konstanz: UKV, 2004, S.50).

Warum die Munich Business School den Artikel „TTIP - Das Freihandelsabkommen schnell und einfach erklärt“ aber so gut fand, dass er dort zitiert wurde, bleibt schleierhaft. Das Fazit liest sich dennoch fantastisch: Ich bin eine wissenschaftliche Quelle in einem Text von Prof. Dr. Heiko Seif und Prof. Dr. Wolfgang Zirus. Unfassbar! Shoutout an die beiden. Ganz große Arbeit.

Abbildung 1: TTIP-Eine faktenbasierte Analyse (nach Zirus/Seif in Munich Business School, 2016; Zugriff 16.07.2017 auf munich-business-school.de)



Der kickende Ami

Der Magdeburger an sich tut sich ein bisschen schwer mit dem Englischen. Da ist die Presselandschaft leicht aufgeschmissen, wenn ein wurfgewaltiger Amerikaner im Heimatverein spielt. Man hat nicht nur mit dem Interagieren Probleme. Nein, es hapert auch am Vermögen einen Wikipedia-Artikel über den neuen Liebling zu schreiben.

Gut, dass es da Abhilfe gibt. Die beste Sportwebseite der Stadt hat nämlich seiner Zeit einen der fähigsten Schreiberlinge darauf angesetzt, den sympathischen Fußball-Allrounder mal ordentlich zu stalken. Unter dem Titel „Ryan Malone: Der große Unbekannte“ analysierte ich, was das Internet über den Ami hergab. Alte Artikel der College-Webseite, Statistiken aus den verschiedenen Sportligen der USA und was der Quellen mehr sind. Der Verfasser des Wiki-Artikels hatte da weniger Mühe und zitierte einfach mich. 

Fazit: Auch in den ewigen Weiten der Online-Enzyklopädien (danke Autokorrektur – kein Plan, wie man das schreibt) habe ich meinen Platz gefunden.

Zum Abschluss eine ganz geschickte Überleitung: Liebe Redaktionen, ich bin wissenschaftliche Quelle. Das wiegt doch sicher mehr als jede Schriftprobe. #pickme