Donnerstag, 10. März 2016

Gesucht: junger Torhüter mit Weltformat

(Quelle: NamibiaFootballAssociation

Walvis Bay/Windhoek (jsi) – Als Interimstrainer hast du es nicht leicht. Du musst den Job von deinem Coach - der Vorgesetzte, den du dich in keiner Weise zu hinterfragen traust – übernehmen. Du darfst aber auch nichts selbst machen. Man ist ja nur vorübergehend da. In einem solchen Chaos der Gefühle kann man schon mal wichtige Dinge vergessen. Insbesondere wenn man in einer Großstadt wie Windhoek wohnt. Einer Stadt in der das Nachtleben pulsiert wie auf einer Piazza auf dem Gottmadinger Wochenmarkt.

Kein Wunder also, dass die Kaderplanung für das seit Monaten angekündigte U-17 Nachwuchsturnier leicht aus den Fugen geraten ist. Das Vier-Nationenturnier ist DER Ort für Nachwuchstalente, aber der namibische Verband hat ein Problem. Für die Duelle gegen Ghana, Südafrika und die Landesauswahl aus Nordrhein-Westfalen (AZ berichtete) fehlt eine klitzekleine Wenigkeit: ein TORHÜTER!!!11!!111! „Das darf doch nicht wahr sein“, dachte sich Übergangslösung Timo Tjongarero bei seiner fünfundzwanzigsten Einheit. „Ich habe ja gar keinen Goalie.“ Nüchtern betrachtet muss man froh sein über das geballte Fußballwissen und die schnelle Auffassungsgabe von Coach Tjongarero.

Der afrikanische Fußballer ist ja seit je her selbstverliebt, achtet nur auf sich, den Ball und seine glänzenden Schuhe. Platz für andere Dinge als das nächste große Mega-Lionel-Ronaldo-Messi-Ibrahimović-Heiko-Westermann-Dribbling bleibt nicht. Der Eigensinn als Lebenssinn. Nach der einhundertundelften Session im Training blickte Tjongarero auf - so sagen es zumindest Quellen der AZ - und, von der Sonne geblendet, wendete er sich dem Freundschaftsspiel seines Teams beim Spielstand von 12:11 in der vierten Minute kurz ab. Der Schreck! Hinter seiner Abwehrreihe, ganz fern, weit weit weg in den Untiefen des satt-grünen Kunstrasens sah er es: das leere Tor. Hektisch blättert der Fußballguru in seinen Aufschrieben. Panisch ruft er seine Staff-Members zusammen. Teampsychologe, Chefkoch, Biokinetiker, Physiotherapeut, Psychologe des Chefkochs, Social-Media-Experte, Wasserträger des Biokinetikers, Medienrechtsprofessor, IT-Organisator und der Social-Media-Experte des Psychologen des Chefkochs eilen herbei. Aber keiner weiß wo, geschweige denn was ein Torhüter ist. Fieberhaft wird diskutiert, während die Mannschaft auf dem Feld das 112:178 bejubelt (Torschütze #9 Uiseb Terdius, Minute 8). Einer findet die Kaderplanung. Spieler mit dem Kürzel „TW“ gibt es nicht. Das Trikot mit der Nummer 1 ist auch nicht vergeben.

Kurz vor dem größten Turnier des Jahres der Eklat beim U-17 Team, das liebevoll „Baby Warriors“ genannt wird. Keiner kann das Tor hüten und keiner hat „ganz ehrlich“ Bock drauf. Die Devise nach der sekundenlagen Diskussion: der Chefkoch soll eine Pressemitteilung rausschicken. Alle Medienvertreter sollen die Nachricht vom torhüterlosen Kader bekommen. Vielleicht gibt es ja draußen in der Welt der deutschsprachigen Namibier einen Oliver Khan. Der Medienrechtsprofessor des Wasserträgers hat den Zugang zur nationalen Website der Fußball Föderation. Auch hier soll der Aufruf rein. Alles inklusive der Handynummer des „Youth Team Coordinators“, falls jemand einen Torhüter durch die Stadt laufen sieht und diesen von der Straße holen will. (Ein Aufruf auch von meiner Seite: falls jemand einen Torwart mit namibischem Pass erkennt, am besten noch Jahrgang 2000 oder jünger, meldet euch umgehend bei Jakes ‘Hunter‘ Amaning Tel. +264 8124 02 404)

Es ist ja noch ein bisschen Zeit bevor das wichtigste Turnier in diesem Kalenderjahr stattfindet. Am Unabhängigkeitswochenende (19. bis 24. März) ist das Vier-Nationen-Turnier angesetzt. Vielleicht findet das Team bis dahin ja noch einen Wärter des Kastens. Ob es ihnen zu gönnen wäre, bleibt eine andere Frage.


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