Sonntag, 7. August 2016

++7: Ein Deutscher spielt PokémonGo in Afrika und ihm passiert großes Unglück

She's come undone


















(beim fünften Absatz hätte ich fast geheult)

Ich blicke nach 74° Ost und mein Herz schlägt ein bisschen schneller. Leider bekomme ich aus dem völlig falschen Grund Herzrasen. Schon wieder denkt ein dahergelaufener Typ, dass ich sein Freund wäre. Und nein, ich brauche keine neue Sonnenbrille geschweige denn ein Handykabel fürs I-Phone. Ein Taxi so oder so nicht. Es ist 5:59 Uhr Ortszeit (AM) in Daressalaam und ich habe andere Dinge zu tun. Wichtigere Dinge als undurchsichtige Straßengeschäfte, bei denen ich aufgrund meiner Hautfarbe so oder so den Kürzeren ziehen werde.


„Geo-Catching“ heißt der Anlass für meinen morgendlichen Spaziergang durch die tatsächlich noch schläfrige Großstadt am indischen Ozean. Über diesem wird nämlich auf 74° Ost in wenigen Minuten die Sonne aufgehen. Deswegen steht meine Canon neben mir und wir blicken zusammen übers Meer. Nur einige Mal werden wir von joggenden Fußballmannschaften und neugierigen Geiern in unserer trauten Zweisamkeit gestört. 

She didn't know what she was headed for
Der Weg zum perfekten Ort für das kommende Foto-Setup beginnt allerdings schon gestern. Am Samstagnachmittag spaziere ich durch unbekannte Gassen und Stadtteile, blicke immer wieder auf meine Kompass-App auf dem Samsung. „74° Ost“ lautet das Ziel und während ich Strände und Straßenzüge ablaufe – und das fällt mir jetzt erst auf, während ich diesen Text schreibe – spiele ich in einem fernen Sinn PokémonGo… wobei es nicht darum geht alles und jeden zu fangen, sondern in meiner Variante gibt es nur ein Pokémon und um das dreht sich unsere Welt schon eine ganze Weile. Es ist riesig, jenes Ding und wenn man es richtig in Szene setzen will, muss man es finden bevor es sich überhaupt zeigt (oder googlen wann und wo es aufgeht). 

and when I found out what she was headed for  ... It was too late
Somit sitze ich hier am heiligen Sonntagmorgen (wobei, viele Leute hier muslimisch sind. Die haben, glaube ich, andere heilige Tage, aber egal) und warte während das Meer zu meinen Füßen sanft gegen die Mauer rauscht. Da ist das Ding. Nach minutenlangem Warten wandert die Sonne langsam über den Rand des indischen Ozeans und verschwindet wieder. Jetzt beginnt der Stress für meine treue Begleitung, weil in den Breitengraden, in denen wir uns gerade aufhalten, sind Sonnenauf- und Untergang schneller vorbei als sonst wo. Die Nähe zum Äquator also nicht nur temperatur-technisch zu spüren.




She's come undone.
Heute haben wir leider unglaubliches Pech. Für das gemeinsame Date zwischen technischem Gerät und Besitzer am Ozean wählten wir den falschesten aller Tage. Meine Schuld, ganz klar. Nur auf die Kompass-App geschaut und nicht auch noch die Wetter-App zu Rate gezogen. Dummheit. Es ist nämlich super bewölkt und das gesuchte Motiv kaum zu finden. Nach minutenlangem Bangen und Hoffen auf Besserung, machen wir uns enttäuscht auf den Weg nach Hause. 


Dort angekommen haben wir doch noch ein wenig Glück, weil wir vor dem massiven Regenschauer die heimischen vier Wände erreichen. REGEN? In Tansania? Zu dieser Jahreszeit? Jap, der erste Regentag seit Monaten. Nicht euer Ernst. Dabei wollte ich doch nur ein Foto machen. Nur ein Foto. Mehr nicht …


She found a mountain that was far too high

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