Samstag, 20. August 2016

++8: Analyse der Außenwirkung-Innenwirkung-Beziehungen auf Fähren nach Sansibar

Gefühlt alle weißen Menschen Daresalaams haben sich hier versammelt. Mit scharrenden Füßen warten sie sehnsüchtig vor der Fähre um gen Luxus zu schippern. Dabei haben es die meisten nicht geschafft das afrikanische Lebensgefühl zu verinnerlichen. Gedrängel, Panik, menschliche Tragödien. Der Weg nach Sansibar ist im Gegensatz zur Insel selbst steinig und unansehnlich. Die tansanischen Mitarbeiter an Land tragen ihren Teil dazu bei. Jeder will seinen Teil der ersten Welt abbekommen. Logisch, kostet doch das Ticket zur Business Class stolze 35 US-Dollar. Horrend! Das ist Dekadenz pur – gemessen am durchschnittlichen Jahreseinkommen eines Einheimischen.

Während um ihn herum die Welt gefühlt untergeht, versucht der Autor dieses Blogs seine gesamte Seelenruhe zusammenzunehmen und ruhig zu bleiben. Er trödelt mit Absicht in der Warteschlange, gibt sich viel Mühe alles ganz lässig zu machen und redet Mitarbeiter auf Swahili an. Es wirkt von außen wohl mehr arrogant als leger. Dem Autor ist das egal, weil für ihn darf der Stress nicht jetzt schon wiederbeginnen. Endete jener doch erst gestern Abend. Da schloss Mr Sill nämlich den letzten Arbeitstag als Praktikant in Afrika ab. Das Arbeitszeugnis schrieb er sich natürlich selbst. Es wirkt von außen wohl mehr arrogant als authentisch.

Auch wenn der Schreiberling dieser Website dieses Jahr schon durch Namibia, Botswana, das freiheitsliebende Simbabwe und Tansania tourte, beginnt sein Reise-Spektakel mit der Fahrt auf die Trauminsel (zu kitschig?) jetzt erst wirklich. Von dort geht es nämlich mit kurzem Transit in Deutschland ins Land der unbegrenzten (politischen) Möglichkeiten. Bevor eine machtgeile, rigorose und gefährliche Person das höchste politische Amt der Welt besetzt – oder doch Trump Präsident wird – muss man die USA noch schnell im „Normalzustand“ besuchen. Die Reiseroute Sansibar – München – Frankfurt – New York in 48 Stunden wirkt von außen wohl mehr dekadent als süddeutsch. Wie kann man sich als sparender Schwabe nur so hart gönnen?

Bei solch einer Mammutaufgabe vor den Augen, kann man nicht gleich im ersten Level „Chaos der afrikanischen Fährenindustrie“ die Nerven verlieren. Auch bei der Aufarbeitung des Ganzen muss man trotz übertrieben nervigen Teenager-und-Mutter-Russen auf den benachbarten Sitzplätzen die Kontenance behalten. WIE KÖNNEN MUTTER UND TOCHTER ÜBER STUNDEN HINWEG NUR SO RUMKICHERN? Das wirkt von außen doch mehr peinlich als gut erzogen. Oligarchen und das junge-Schwarze-die-nur-an-das-Geld-des-reichen-Amis-will-Duo hin oder her, die Fahrt bietet auch einige ansehnliche Highlights. In unserer, mit Luxus durchzogenen Business Class, läuft dieser Film mit Leo, wo der den Oscar für bekommt. Ein filmtechnisch fantastischer Anblick wie der Hollywood-Star vom Bären zerfleischt wird – ein Spaß auch für die jüngeren Gäste. Das wirkt von außen doch mehr verstörend als passend.

Weniger Kritik mehr Urlaubsstimmung, sollte meine Devise sein, während ich einfach Dinge aufschreibe, die mir gerade einfallen – der Leo-Film mit dem Bär ist nämlich ohne hörbaren Ton… Frechheit!11!!!1111!! Da bleibt das Luxus-Gefühl in der Business Class aber aus, Kilimanjaro Fast Ferries Ltd!

So, genug Zeit mit künstlichem Aufregen verbracht. Die Anlegezeit ist in Sichtweite und dann geht das ganze Chaos wieder von vorne los. Bitte, lasst mich einfach meinen Koffer finden… In diesem Sinne: let the journey begin…again.

edit: sitze im Hotelzimmer... n Träumchen


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