Donnerstag, 14. Juli 2016

#tbt: Schwäbisch-afrikanische Probleme


Als Schwabe in Afrika hast du’s nicht immer leicht


Eindrücke aus dem Okavango Delta
Ganz zu Anfang möchte ich Folgendes loswerden: Dieser Kontinent ist der Hammer. Die Menschen inspirieren. Die Landschaften rauben den Atem. Die Erfahrungen sind prägend. Aber, und das ist ein sehr springender Punkt, auf dem „schwarzen Kontinent“ läuft alles ein bisschen anders als bei uns Zuhause im Ländle. Sehr zum Leidwesen meines schwäbischen Migrationshintergrunds, der mir hier unten im Süden Afrikas schwer zu schaffen macht. Als hartnäckig arbeitender Ulmer Praktikant bei der deutschen Zeitung in Windhoek, heißt es am Wochenende nicht „schaffa, schaffa, Häusle baua“, sondern „schaffa, schaffa, Namibia erkunda“. Dann fangen die Probleme an.

Sparsamkeit kann man nicht walten lassen, wenn man durch die Gegend tourt. Da muss wohl oder übel der Bausparvertrag ruhen und die durchgelegene Matratze nach den letzten namibischen Dollars durchsucht werden. Sind diese gefunden, geht am Tag der Abreise endgültig der Schwabe in mir durch. Pünktlichkeit habe ich eh schon lange abgeschrieben, aber von einem europäischen Reiseveranstalter hätte ich zumindest eine Verspätung von unter einer Stunde erwartet – auch in Afrika. Auch, wenn man unsere Wohnung nicht gleich findet. In dieser Weltstadt Windhoek, die pulsiert wie das Nachtleben in Börslingen. Und den Schlafsack muss man – Frechheit – noch dazu
Windhoeks schöne Seiten
mieten. Kurz überlege ich, mich auf mein schwäbisches Rückgrat zu verlassen und auf dem Boden des Zelts ohne Zusatzangebote zu schlafen. Ich gebe nach und wühle zähneknirschend im Geldbeutele. „Zum Glück steht der Wechselkurs gerade gut“, denke ich süddeutsch.

Auf der anderen Seite lohnt sich jeder Cent der Reise. Namibia, Botswana und Simbabwe – wann kommt man da mal wieder hin? Fast schon unbeschreiblich. Löwen in freier Wildbahn zu beobachten, hat halt ein bisschen mehr Flair als das Getier auf der mittleren Kuppenalb. Eine Fahrt durch das Okavango-Delta mit den traditionellen Mokoros ist was anderes als mit dem Schlauchboot auf der Schmiech zu schippern. Mit dem Helikopter über die Victoriafälle – ein Weltnaturerbe der UNESCO – zu fliegen, hat kurzzeitig echt mehr Unterhaltungswert als das Besteigen des höchsten Kirchturms der Welt.

Once in a lifetime - Victoria Falls
Dennoch vermisse ich Dinge aus der süddeutschen Heimat in der afrikanischen Wahlheimat. Zum Beispiel diese „alemannischen Teigwaren in länglicher Form“. Erschreckend aber wahr, das versuchen die Deutsch-Namibier schon seit Jahren und bekommen es nicht hin. Trostpreis gibt’s dennoch, da die namibischen Einwohner mit deutschen Wurzeln den Unterschied zwischen Knöpfle und Spätzle verstanden haben. Trotzdem ist das schwäbische Teig-Herz auf der Speisekarte tief verletzt. Den Chinesen, die allen Klischees rechtgeben und überall knipsen wie in der Ulmer Altstadt, schmeckt zumindest die Schweinshaxn. Diese hat es in Namibia ebenfalls auf die Liste der kulinarischen Nachwirkungen der Kolonialzeit geschafft. Helles Bier, das glänzt wie flüssiges Gold, allerdings nicht. Schade drum. Dafür aber Jägermeister. Den Kräuterlikör trinken die Namibier mit großem Stolz. Aber solange das Wetter und der Wechselkurs gut bleiben, kann ich mich auch damit
irgendwie arrangieren.


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