Sonntag, 30. November 2014

Beziehungen: "Eine haarige Angelegenheit"

An meine erste große Liebe,

ich weiß, dass sich unsere Wege in letzter Zeit nicht geschnitten haben, obwohl ich dir, einst ewige Treue schwur. Gemeinsam kämpften wir uns durch jede Lebenslage, bereisten fremde Länder, scherten uns nicht um Fortschritt. 

Du musst wissen, ich hatte echt viel um die Ohren in letzter Zeit. Es juckt mich unter den Fingern dir die unverhüllte Wahrheit zu erläutern. Die neue Stadt, das Studium inklusive der vielen Hausarbeiten und Vorträge und dann diese Spanisch-Klausur... wenig ging bei mir reibungslos und glatt. Ich hatte eine Pause nötig. 

Werde jetzt nicht stutzig! Ich will damit nicht andeuten, dass ich unsere gemeinsame Zeit nicht genossen hätte, ganz im Gegenteil. Bei uns ging immer alles sanft gleitend. Du hast stets meine besten Seiten betont und dir waren meine Ecken und Kanten egal. Aber mir war das "Ganze" zu zeitintensiv. Ich brauchte Distanz, Raum, Ferne, Abspaltung

Bitte verzeihe mir, dass ich dir meine emotionale Gefühlslage nicht offen auf dem Tisch serviert habe. Ich wollte dich nicht abzwicken! Ich benötigte einfach ein bisschen rauen Abstand und eine kontrastreiche Veränderung in meinem Leben, um wieder klar zu kommen. Aber jetzt weiß ich, dass ich mich da geschnitten habe. Dir meine Gefühle nicht offen zu legen, ist kratzbürstig gewesen. Das Gefühl der Scham wird immer stärker, ich fühle mich ruppig, scheußlich, schändlich. Schrecklich!

Schatz, ich bin auch nur ein Mann. Wir machen manchmal (oder auch oft, je nach Beschaffenheit und Pegel) einschneidende Fehler. Ich kann das jetzt offen zugeben. In diesem Monat ohne dich ist mir klar geworden, wie sehr ich deinen Kontakt brauche und vermisse. Ich sehe übrigens abscheulich aus:














Ohne dich nehme ich mich als kratzig und ungeschoren wahr, unvollständig und unsicher. Aber du kannst an diesem Bild sehen, dass ich keinen anderen gehabt habe, wie du es mir vor drei Wochen vorgeworfen hast. Ich werde immer meine Hand nach dir ausstrecken, egal wer kommen mag. Das habe ich jetzt gelernt.

Ich hoffe du willst mich noch einmal zu Gesicht bekommen und gibst mir die Chance, es noch einmal zu versuchen. Ich will alles Geschehene wieder gut machen. Bitte sei nicht starrköpfig. Du bist mir nach wie vor unverzichtbar wichtig und ich musste im letzten Monat pausenlos an dich denken. Ich habe förmlich schwarzgesehen. 

Ich würde dich gerne am Montagmorgen ertasten. Vor dem Frühstück vielleicht, wenn das geht. Ich habe sogar eine neue Klinge für dich gekauft. Eine von den teuren, weil du mir so viel bedeutest. Wir könnten ein bisschen zusammen abhängen und über alte Zeiten faseln oder so. Vielleicht habe ich auch noch was von dem guten Rasierschaum da, der uns so behaglich stimmt. 

Ich hoffe du gibst uns noch eine Chance, liebenswerter, erster richtiger Rasierer.


In Liebe

















PS remember remember no shave november



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