Montag, 15. Januar 2018

die fünf - beim asiaten

Es gibt manche Dinge, die kann man gut mit einem Text beschreiben. Beispielsweise wie Familienunternehmen der Saisonalität begegnen oder warum ein Betrieb in einer gewissen Rechtsform firmiert. Dann gibt es Dinge, die muss man mit einem Bild festhalten. In den Sinn kommt ein krachender Punch eines Boxers oder die futuristische Außenarchitektur eines Gebäudes. Und dann gibt es Dinge, die unabdingbar in eine Auflistung müssen, dadurch Klicks generieren und polarisieren. Ein Ranking hat immer etwas Angreifbares und Disruptives. Da ich zu faul bin – und mich zudem nicht in den Mainstream einordne – gibt es im Gegensatz zu allen anderen Qualitätsmedien hier nur die Hälfte und keine Top-10. 


Thema heute: Warum hängt immer ein Clochard im asiatischen Schnell-Restaurant rum?


fünf-eins: Nahrung 

Die erste Möglichkeit, die ich darstellen muss, ist die offensichtlichste. Wir teilen den Zweck des Besuches. Der Bauch knurrt, der Mund ist wässrig, das Gemüt sinkt. Über dem Verhältnis von Preis Leistung hängt zwar der Vorhang der Verschwiegenheit, aber es muss durchaus in Betracht gezogen werden, dass wir beide nur nach Soja lechzen. Die Speisekarte ist üppig besetzt. Es findet sich etwas für jeden Geschmack. Ob Soja von der Sorte Merlin, die eine überragende Toleranz für Kälte besitzt, über Gallec, die in der Abreife geringfügig später kommt als ihr Vorgänger, bis hin zu Amadine, die als einzige Sorte in Niedersachsen für den Speiseanbau freigegeben wurde. Da freut sich der innere Unkrautunterdrücker. Ist der Magen vollgeschlagen, ziehen wir beide weiter. Er immer ein Sojastücken Zeit später und beim nächsten Mal wieder leicht verfrüht, aber semantisch auf der selben Ebene. 

fünf-zwei: Mauerbrause 

Hier wird erlaubt sein kurz auf Preis-Leistung einzugehen. Zwar ist es im kulinarischen Rehgarten-Tempel um die Ecke nicht so billig wie im Kiosk. Man braucht allerdings nicht unbedingt Goldenes aus der Geldbörse zu zaubern, um den stabilen Bierdurst zu stillen. Die wohl trainierte Kehle findet im fernöstlichen Etablissement darüber hinaus global wertvollere Geschmacksrichtungen als anderswo. Die Stichwörter lassen einem das Kölsch in den Adern gefrieren: Tsingtao, Yanjing oder der gute alte Klassiker Lucky Buddha. Ist es nicht schön sich andere Kulturen einzuverleiben und das nicht nur beim Joghurt? 

fünf-drei: Politisches 

Demokratie kann etwas schrecklich Beunruhigendes mit sich bringen – Freiheit. Wir bleiben im gleichen Kulturkreis wie unser Essen für dieses Beispiel: Die chinesischen Lakaien von Präsident Xi nutzen die Wahl von Trump als Argument dafür, dass Demokratie ja gar nicht funktioniere. Versierte Systemkritiker werden einwerfen, dass die USundA ja gar keine Demokratie haben, sondern eine Mischung aus extrem veralteten Institutionen und Oligarchie. Möchte ich jetzt nicht näher darauf eingehen, ansonsten kommen wir nie zu fünf-vier. In Zeiten von #meToo und Dauersondieren flehen womöglich deutsche Bürger nach mehr Stabilität, Planbarkeit und einer starken Führung. Ein paar Stückchen Mauerbrause drüber, könnte man wahrlich auf die Idee kommen das alles in einem Restaurant zu finden. Nur schlecht, wenn die Gastgeber dann aus Kambodscha kommen. 

fünf-vier: Therapie 

Die schnelllebige Zeit nagt nicht nur an der Stabilität des Rückens unserer Gesellschaft. Laut des Münchener Instituts für lösungsorientiertes Denken (ein Name, der dem Google-Algorithmus nicht gerecht werden kann) erleben 20% aller Berufstätigen Burnout-ähnliche Phasen. Der Kleinhäusler an sich hat während seines Tagesablaufs ebenfalls Arbeit-ähnliche Phasen zu überstehen. Da kann es gut sein, dass die Psyche angekratzt ist wie die Frontschürze von Uwe Gries aus Petersberg bei Fulda. Abhilfe kann ein Seelenklempner schaffen. Dafür braucht es allerdings meist monetäre Mittel, die nicht in der gesamten Bevölkerungsschicht vorhanden sind. Kein Teil der Top 1% und trotzdem einen Zuhörer nötig, der kaum Zwischenfragen stellt und Höflichkeit im Nachnamen stehen hat? Wait no more! Kundenservice und Verschwiegenheit wird im chinesischen Restaurant um die Ecke überaus groß geschrieben. 

unentschieden: Zufall 

Wir hinterfragen: Sind meine vereinzelten Besuche überhaupt wissenschaftlich haltbar? Vielleicht sogar frei von der Philosophie des akademischen Arbeitens. Die Frage: Was können wir beweisen? Hier heißt es Selbstreflexion und Methodenkritik. Ich kann es nicht beweisen, dass immer eine Person beim fernöstlichen Verköstigungsstand meines Vertrauens lauert, da fehlen mir die forschungstechnischen Mittel. Im Makrokosmos flinke Pfanne gilt ohne Zweifel Schrödingers Theorieansatz. Der Vagabund kann nur gefunden oder nicht gefunden werden, wenn man in die flinke Pfanne hineinschaut. Im aktuellen Verlauf der Studie ist dies dauerhaft unmöglich. Zwar sind meine Arbeitsweisen dahingehend methodisch abgesichert, dass ich sie als qualitativ beschreibe. Mein Ziel ist es aber ein homogenes Ergebnis zu schaffen und deduktiv zu arbeiten. Bis ich soweit komme, muss ich wohl oder übel behaupten, dass die aktuellen Beobachtungen eine Form von Kontingenz sind.


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