Dienstag, 27. Dezember 2016

Poffertjes, Grünkohl, Sushi - Der Magdeburger Weihnachtsmarkt

„Licht an!“ Der riesige Tannenbaum erstrahlt plötzlich in einem gleißenden Gold. Dächer beginnen zu glitzern. Rollläden öffnen sich. Karusselle laufen an. Kinderaugen leuchten voller Vorfreude. Die Menge staunt. Bei der feierlichen Eröffnung des Magdeburger Weihnachtsmarkts gibt es viel zu sehen. Währenddessen atmet auf dem Rathausbalkon ein großer Mann mit kurzen, nach hinten gekämmten, schwarzen Haaren auf. Wochen voller Stress und Planung sind für ihn erst einmal vorbei. Der Magdeburger Marktplatz füllt sich vor seinen Augen endlich mit Leben und versorgt seine Besucher mit festlicher Weihnachtsstimmung.

Dabei ist Koordination seine Sache: Paul-Gerhard Stieger ist seit Jahren Veranstalter und Betreiber zweier Gastronomiebetriebe in Magdeburg. Geschäftsführer des Magdeburger Weihnachtsmarkts zu sein, ist aber etwas ganz Besonderes. Insbesondere die 14 Tage vor der Eröffnung haben es laut Stieger in sich. Standbetreiber müssen ihre Buden rechtzeitig und vor allem am richtigen Platz aufbauen. Reibereien um Standorte sind dementsprechend keine Seltenheit. Da muss der geborene Magdeburger nicht nur koordinieren, sondern auch Machtworte sprechen. Ausdauer, Fingerspitzengefühl und eine sympathische, herzliche Art sind der Schlüssel bei der Organisation.

Nachdem Bürgermeister Lutz Trümper mit seinen abschließenden Worten den Markt also offiziell eröffnet und das Licht anknipst, ist die Gefühlslage beim Betreiber entsprechend gelöst: „Jetzt fallen mir gerade ganz viel Steine hier vom Rathausbalkon runter.“ Die Verantwortung ist nämlich immens. Über 1,5 Millionen Besucher werden auf dem Rathausplatz erwartet. Für alle 150 Stände, die sich auf den Haupt- und Mittelaltermarkt verteilen, hat Stieger die Schirmherrschaft. Mit der Eröffnung ist seine Arbeit aber noch nicht getan. Zwar wird es für den Magdeburger deutlich ruhiger, dennoch gilt es das Marktgeschehen zu beobachten und weiter zu organisieren. Die Variable Natur kann ebenfalls zum Faktor werden: „Sturm oder Ähnliches bedeuten für uns dann auch wieder Arbeit.“ Zeit, über den Markt zu schlendern und vom Angebot zu kosten, findet sich natürlich. Da mag es Stieger altbewährt und isst mit Freude Poffertjes oder den „Magdeburger Klassiker“ Grünkohl.

Obwohl es der Geschäftsführer eher traditionell mag, können die Besucher rund um den alten Markt auch Exotisches entdecken. Zu finden gibt es vieles, unter anderem Spezialitäten aus Fernost im kulinarischen Mantel der Weihnachtszeit. „Sushi Santa“ heißt die Bude, die von Willi Wollenschläger ins Leben gerufen wurde. Der Besitzer des Sushi-Moon und sein Team überraschen auf dem Weihnachtsmarkt mit ihren ungewöhnlichen Sushi-Kreationen. Diese sind weit weg vom Klischee rund um rohes Fleisch und Fisch. „Wir wollten hier neue Ideen schaffen und den Weihnachtsmarkt auffrischen,“ sagt Wollenschläger. Deswegen gibt es bei ihm und seinen Kollegen Dinge wie frittiertes Hähnchen im Teigmantel oder die „Weihnachtsrolle“ mit diversen Obstfüllungen. Passend zu den kalten Temperaturen werden alle Sushi-Kreationen hier warm statt kalt serviert. Einige der Speisen sind sogar mit Zimt und Zucker verfeinert. Da kann trotz Sushi doch echte Weihnachtsstimmung aufkommen.

Noch bis zum 30. Dezember ist der Markt geöffnet und bietet nach den Feiertagen weiterhin buntes Programm. Auf der Bühne der Kaiser-Otto-Pfalz gibt es am 28. Dezember Flammenspiel und Feuerzauber mit „Soleil“. Das letzte offizielle Event ist dann einen Tag später die Kehraus-Party mit den Nonnen vom Mauritius-Kloster. 24 Stunden später knipst Paul-Gerhard Stieger dann auch das letzte Licht des Magdeburger Weihnachtsmarkts aus. Im Anschluss heißt es den Abbau zu koordinieren. Spielt ihm das Wetter keinen Streich, wird der Geschäftsführer auch das mit Bravour erledigen.

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