Mittwoch, 2. März 2016

+2: Helden mit Bleistift und Lineal

Helden mit Bleistift und Lineal – so könnte ein „digital Native“ die Mitarbeiter einer einzigartigen Redaktion in Windhoek, Namibia nennen. Was sofort auffällt ist: hier treffen Welten aufeinander. Auf der einen Seite sitzt man vor einem PC, schreibt Artikel, recherchiert mit mehr oder weniger schnellem Internet, schaut sich um und sieht sich in einem Newsroom mit unzähligen Bildschirmen, TVs und Technik wieder. Ganz normal denkt sich der junge Student des Journalismus. Auf der anderen Seite ist das Arbeiten rund um das Print-Endprodukt alles andere als mainstream. Das End-Format ist weder DIN A3 noch DIN A4. Irgendwas so dazwischen. Platz, Geld oder so sind die Gründe. Apropos Umlaute, die sind auf meiner englischen Tastatur leider nicht vertreten und ich bemuehe mich die Tastenkombinationen jener, strikt der germanischen Sprachen vorbehaltenen, Unart auswendig zu lernen (Alt+132 = ä; Alt+148=ö; Alt+129=ü).

Darueber hinaus ist auch das y nicht dort wo es sein soll und es aergert mich sehr, dass das z auch nicht da ist, wo ich es auf einer Eingabeeinheit erwarten wuerde. Finden und Suchen - Suchen und Finden, heißt da das Motto.

Aber zurück zu den Helden mit Bleistift und Lineal, unabdingbar verbunden mit ihrer anti-mainstream Arbeitsweise. Um die weder A4 noch A3 Zeitung zu füllen, braucht es ein ausgeklügeltes Lazout-Szstem (sorriiiyyy, Tastatur isch verdraaaeeehhht = z->y; y->z) ... Layout-System!!!1!!1! Was wäre also einfacher als die Zeitung per Hand auszurechnen und Zeilen zu zählen bis der Taschenrechner raucht? Rhetorische Frage!!!111!!

Somit staunt der gemeine Student nicht schlecht, als seine Kollegen - wenn man so sagen will - vom Reisbrett aus das Layout der Zeitung entwerfen. Ein Strich hier, ein Stricht da und fertig ist das Blatt von morgen. "Das könnte sogar einzigartig auf der ganzen Welt sein," lässt sich ein Mitarbeiter zitieren (oder auch nicht ... hab' ihn nicht gefragt, ob ich das Verbreitungsrecht seines, mündlich vorhandenen, Werkes besitze oder nicht. Ich appelliere auf B(l)eiwerk)

Physikalische Formeln sind nichts gegen die Schrödinger-Katzen-Gleichungen, die in der AZ-Redaktion gang und gäbe sind. Layouten schwer gemacht! Das ist aktuell aber auch der einzige Kritikpunkt, den ich nach zwei Tagen Arbeit zu äußern weiß (Tastenkombination für ß: Alt+225). Stories über Sport sind einfach ein Metier für vitale journalistische Beasts wie mich.

Der lokale Aspekt ist insbesondere hier in der Klein-Hauptstadt Windhoek an der Tagesordnung. Mit viel Charme ausgestattet gehen viele Meldungen über meinen Tisch bzw. durch meine Tastatur und mein Herzblut, welches ganz im Rausch des Sportjournalismus schlägt. Vom blinden Paralympioniken, der im September in Rio nach Gold für Namibia greift, über Fußball-Nachwuchsturniere mit internationalem Flair bis hin zu Präsidenten des lokalen Darts Verbandes, die gegen das schlechte Image der Bar-Suff-neium-Sportart kämpfen. „Let’s make Darts great again!“ … ah nneee falscher Slogan … „Let’s make darts the number one loved sport in the country.“

Genug aber von den Internas der Redaktion! (jetzt vielleicht noch ein geiler Schlusssatz, aber geht im Grunde auch ohne)

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