Mittwoch, 9. August 2017

Früher war alles besser: Das Fliegen

„Das ist ein normales Prozedere, kein Problem!“ Unter den anwesenden Pauschal-Touris bricht trotz der Ansage des Hauptoffiziers leichte Panik aus. Die Boing 737 startet nur wenige Meter über der rettenden Landebahn wieder durch und erklimmt abermals die Lüfte über dem kanarischen Atlantik. Nach fünf Stunden inFlight-Werbung keine Eigenwerbung für den Flughafen in Arrecife, der – unter Meilensammlern bekannt– mit einem der schwersten Landeanflügen weltweit glänzt. Der Kapitän meldet sich zu Wort. Entgegen aller Filmklischees ist er kein Badass und landet Flugzeuge eben nicht nach der Prämisse: generell egal wie, Hauptsache unten (siehe Lost, Flight, Verschollen im Bermuda-Dreieck, Sully und was der Filme mehr sind). Die Windsituation sei nicht ausrechenbar genug, um sicher zu landen. Also, neuer Versuch.

Während sich der gegenwindgeprägte Flug also nochmals verlängert, denke ich über die Entwicklungen der Branche nach, die mich gerade in den Urlaub bringt. Billigairlines, Skandale rund um Overbooking, Streiks. Das Geschäft mit dem Jetten, so scheint es, ist zerrütteter denn je. Viele Dinge, die ich vor Jahren am Fliegen schätzte, fallen weg. Das fängt bei profanen Dingen wie der Grundversorgung an. Klingt nach Fake News ist aber wahr: ich habe mich früher auf die Verpflegung während diverser Mittelstreckenflüge gefreut. Ein bisschen Essen hier, ein bisschen Getränke da, dazu ein drittklassiger Film (Hart am Limit, Max und Moritz Reloaded, Im Dutzend billiger 2 und was der Filme mehr sind) ... da vergeht die Zeit wie im Flug.

Ohne die Airline, die mich am 06.08. um 13:35 Uhr von Schönefeld nach Lanzarote gebracht hat zu kritisieren, aber es verging hier nicht die Zeit wie im Flug. Kein Entertainment, Verpflegung zu Preisen, bei denen der gemeine Schwabe lieber trotzig verhungert, und Beinfreiheit wie im Überlandbus von Johannesburg nach Potchefstroom.

Apropos Schwabe. Das ist das einzige Argument für diesen Umschwung im Fliegermarkt: der Preis. Klar spart man heutzutage im Vergleich massiv. Der Flug vom Sonntag kostete mich ein Fünftel (Inflation nicht einberechnet) des Entgelts von früher. Aber wie irgendein Sportler irgendwann man bestimmt treffend sagte: „Es geht auch ums Feeling.“ Das ist meiner Meinung nach wegrationalisiert worden. Früher war Fliegen elitär, was Besonderes, spannend. Abseits von ein paar verirrten Normalos waren wir Kultivierten in der Luft unter uns. Wir tranken Tomatensaft und ergötzen uns am simplen Umstand, dass wir flogen und andere in Richtung irgendwelcher Seen in Bayern fuhren.

Das ist weg und kommt wohl so schnell nicht wieder. Insbesondere, wenn der Flug halt nicht die magische 6-Stunden Marke knackt, die irgendwie zwischen den neuen Normalos und meiner angestrebten Mitflieger-Gruppe steht. Damit muss ich mich wohl oder übel arrangieren. Auf dem Weg dahin eine Abschlussfrage: Und seit wann ist es wieder Brauchtum nach der Landung zu klatschen? Vor allem, wenn es erst beim zweiten Anlauf klappt ...

Sonntag, 16. Juli 2017

In den Untiefen des Word-Wide-Web: Eine Quelle gefällig?

Der Narzisst an sich ist ja kein Unmensch. Der Journalist auch nicht. Was beide eint ist, dass sie sehr auf ihr Erscheinungsbild achten. Der eine im Spiegel (also dem Reflektor, nicht des Magazins) und der andere im Internet. Selbstkontrolle ist ein weiteres Stichwort, das verbindet. Da hilft ein alter Apparat im Internet: die Suchmaschine. Was sich dort bei Zeiten auftut ist faszinierend. Zwei Fallstudien.

Der allwissende Prakti

Allzu oft hört man, dass Praktikanten bei Zeitungen oder in Online-Redaktionen zu wenig Verantwortung zugesprochen bekommen. Die etablierten Redakteure lassen der Kreativität ihrer Schützlinge wenig Lauf. Nicht aber beim Qualitätsblatt aus Ulm. Dort darf man gleich an die großen Fische ran. Zu seiner Zeit – wenige Leute werden sich im Trump-Hype der letzten Wochen an die andere große globale Debatte erinnern – wurde ich innerhalb einer Stunde zum Experten für Welthandel. Jenes Abkommen mit dem Namen TTIP stand in seiner 51290. Verhandlungsrunde und die werten Leser der Presse im Südwesten Deutschland warteten nur auf einen ganz einfachen Artikel, der die Vor- und Nachteile (es gibt tatsächlich Nachteile? Whaaaat?) nüchtern analysiert.

Jetzt ist das Internet bekanntlich eine öffentliche Plattform. Ich zitiere meine Lieblingsbachelorarbeit: „Ein Medium wie die Zeitung richtet sich generell an jeden. Die produzierten Inhalte der Journalisten und Redaktionen sind öffentlich. Jeder Artikel, jedes Foto und jeder Kommentar kann von Rezipienten konsumiert werden“(Sill nach Claudia Mast, „ABC des Journalismus“, Konstanz: UKV, 2004, S.50).

Warum die Munich Business School den Artikel „TTIP - Das Freihandelsabkommen schnell und einfach erklärt“ aber so gut fand, dass er dort zitiert wurde, bleibt schleierhaft. Das Fazit liest sich dennoch fantastisch: Ich bin eine wissenschaftliche Quelle in einem Text von Prof. Dr. Heiko Seif und Prof. Dr. Wolfgang Zirus. Unfassbar! Shoutout an die beiden. Ganz große Arbeit.

Abbildung 1: TTIP-Eine faktenbasierte Analyse (nach Zirus/Seif in Munich Business School, 2016; Zugriff 16.07.2017 auf munich-business-school.de)



Der kickende Ami

Der Magdeburger an sich tut sich ein bisschen schwer mit dem Englischen. Da ist die Presselandschaft leicht aufgeschmissen, wenn ein wurfgewaltiger Amerikaner im Heimatverein spielt. Man hat nicht nur mit dem Interagieren Probleme. Nein, es hapert auch am Vermögen einen Wikipedia-Artikel über den neuen Liebling zu schreiben.

Gut, dass es da Abhilfe gibt. Die beste Sportwebseite der Stadt hat nämlich seiner Zeit einen der fähigsten Schreiberlinge darauf angesetzt, den sympathischen Fußball-Allrounder mal ordentlich zu stalken. Unter dem Titel „Ryan Malone: Der große Unbekannte“ analysierte ich, was das Internet über den Ami hergab. Alte Artikel der College-Webseite, Statistiken aus den verschiedenen Sportligen der USA und was der Quellen mehr sind. Der Verfasser des Wiki-Artikels hatte da weniger Mühe und zitierte einfach mich. 

Fazit: Auch in den ewigen Weiten der Online-Enzyklopädien (danke Autokorrektur – kein Plan, wie man das schreibt) habe ich meinen Platz gefunden.

Zum Abschluss eine ganz geschickte Überleitung: Liebe Redaktionen, ich bin wissenschaftliche Quelle. Das wiegt doch sicher mehr als jede Schriftprobe. #pickme


Donnerstag, 1. Juni 2017

Der innere Trump – Ein Bachelorverweigerungstext

Orange, wahnsinnig, ansteckend: der neue Präsident der vereinigten Staaten. Er brabbelt, lügt und polarisiert. Er zieht Leute entweder in seinen Bann oder stößt sie ab. Das macht Donald Trump so gefährlich. Insbesondere, wenn man sich über Wochen hinweg mit ihm beschäftigt beziehungsweise beschäftigen muss. Auch im Journalismus – kurioser Weise die Kunst klar, deutlich und verständlich zu formulieren – kommt man nämlich um eine wissenschaftliche Arbeit nicht herum. Die Selbstfindung.

Ein Borderline-Narzisst sitzt stundenlang vor seinem Laptop. Er liest, tippt und hat hin und wieder das Verlangen Magdeburg great again zu machen.

Schon jemand über eine Mauer zwischen Halle und der Domstadt nachgedacht? Wohl kaum. Marktlücke! Die Republikaner in Sachsen-Anhalt stehen mit lächerlichen 252 Facebook-Gruppenmitgliedern schlechter da als die Haarpracht ihres bekanntesten Vertreters auf der anderen Seite des Ozeans. Die deutsche Community ist hingegen so tot, dass es nicht mal lustige Kommentare zu konsumieren gibt. Weak, low engery!

Da muss neuer Wind her. Als erstes braucht es einen Twitter-Kanal. Diesen nutzt Trump besser als jeder andere Politiker. Er befeuert Debatten oder stampft diese durch nichtbelegbare Aussagen einfach aus dem Boden. Nachdem der Borderline-Narzisst über Wochen hinweg die präsidialen Tweets verfolgt hat, ist die Entwicklung einer Strategie für die deutschen Republikaner billig. It’s gonna be so easy.

Weiterhin braucht es einen Endgegner. Eine Hassfigur. Den Gegenspieler. Hier ist die Wahl ebenfalls vergleichbar mit den Preisen bei primark. An der Spitze der Deutschland GmbH steht bekanntlich eine Frau. Das weckt ungeahnte Kraft bei jedem Trump-Fan. Merkel muss weg? So ein Quatsch…lock her up!!!

Um jene Frau dahin zu bekommen ist eine gewisse Schlagfertigkeit von Nöten. Diese ist – Debatten zeigten dies ein ums andere Mal – nicht von rhetorischer Natur. Weit gefehlt. Streitkräfte gehen weit über die Diskussionskultur hinaus. Zurück zur Wehrpflicht und zur Tradition. Da legt die Nebenpartei schon gut vor… aber das geht besser. Schon mal darüber nachgedacht, wie viele Arbeitsplätze die Implementierung einer militärischen Weltmacht schafft? Make Germany work again.

Seine Mitstreiter muss man sich trotz sozialer Medien erstmal aus dem lokalen Umfeld suchen. Dabei gilt es Unmögliches zu versprechen. Ein Beispiel hierfür wäre die Aussage: „Wenn die Republikaner Magdeburg einnehmen, wird das Gras im Elbauenpark durchgängig gemäht und die Wasseranlagen werden ausgefrischt. Drain the swamp.

Aus all diesen genannten Gründen sollte es möglich sein Trump-Mania auch in den Osten Deutschlands zu bringen. Die Ressourcen sind da. Der Experte – bald arbeitslos und frustriert, wie Trumps Wähler eben auch – ist bereit. Nur ein Zünglein an der Waage ist fraglich: Wer in Magdeburg übernimmt die Rolle der versagenden New York Times, die Trump kritisiert und so zum extraordinären Anti-Establishment-Kandidaten gemacht hat. Die Bild? Die Volksstimme? Der Penny-Mark-Prospekt? Das Unterfangen scheint doch komplizierter zu sein…um es mit den Worten des Vorbilds selbst zu sagen: „Ich dachte, es wäre leichter.

Sonntag, 30. April 2017

Latein für Arme #5 - Der Algorithmus-Abgesang

Wir befinden uns im Jahre 2017 n.Chr. Die gesamte Presselandschaft in Magdeburg ist von der Volksstimme besetzt... Ganz Magdeburg? Nein! Eine von unbeugsamen Studenten bevölkerte Website hört nicht auf, dem Imperium Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Volksstimmen-Legionäre, die als Besatzung in den befestigten Lagern Nachrichtum, Sportarium, Marktplatzanum und Kulturbonum liegen...


Nothackerix sitzt vor seinem Laptop und hat ein großes Problem. Die südfranzösische Sonne lodert ihm auf den wohltrainierten Bauch. Der Sonnenbrand steht ins Domus. Dabei sind die Aussichten für seine gelobte Internet-Präsenz alles andere als sonnig. Faulheit macht sich in der Traumstadt an der Elbe breit. Nicht nur die Kicker_innen auf dem grünen Rasen im Ernst-Häckel-Stadion (die Hitze macht auch dem Autor von Nothackerix‘ Abenteuern zu schaffen) … Bernd-Krügel-Kolosseum … Heinz-Ehrhard-Gedächtnisrund … MDCC-Arena (finitus) … Nicht nur die Kicker_innen auf dem grünen Rasen in der MDCC-Arena leiden an kapitaler SchaffensUNfreude. Online liegt eine der besten Webseiten der Welt ebenfalls brach. Die Taktik-Observare – im Ausland billig von Afrikanern produziert – half der Anzahl der Fans nicht über den berühmten #Berg. Seitdem dümpelt der ganze Stolz des sportlichen Studiengangs im mittleren Mittelmaß.

Motivierend wirken konnte nicht einmal ein gewisser Herr Zuckerberg. Dieser versuchte mit perfiden Taktiken die sterbende Webseite am Leben zu halten. Ohne neue Artikel verirrten sich dennoch mehr und mehr Hooligans_innen auf die Seite und drückten den Gefällt-Mir-Bulla. Das lässt drei Schlüsse zu:

  1. Der gemeine Hooligan hält wenig von Inhalten, schmückt sich aber dennoch damit 
  2. Senior Zuckerberg arbeitet in Algorithmus-Sphären, die kein normaler Bürger nachvollziehen kann 
  3. Eine aussagekräftige Tabelle braucht mindestens drei Punkte 
Die Folgen des Mittelmaßes sind weitreichend. Konkurrenz macht sich breit und die Presselandschaft scheint den Galliern auf den Kopf zu fallen. Seitensprünge von elbsport-Galliern sind nicht aufzuhalten. Klapphaltnix und Rhetorix schreiben seit Monaten für ein neues Magazin. Selbst Wochnix hat nun eigene Ideen. Damit hat er einen ebenfalls treuen Gallier abgeworben. Dieser will aus gewissen Gründen anonym bleiben.

In Gallierkreisen spricht man sogar mit Verbindungen zur Vox des Volkes. Bei der Vorstellung, dass seine Herrschaft dem Ende zugeht, schaudert Not-Hackerix trotz der kochenden Temperaturen im fernen Franconia. Was kann in so einer Not-Lage helfen? Etwa ein Not-Hacker_innen? Leider haben es die Studenten nicht so mit Java und HaTheÄhmEL (Wie viele Laute hat die deutsche Sprache eigentlich? ....jede Silbe einmal betonen und so).

Gedankenverloren kaut Nothackerix auf einem Stück Melone herum. Kein Sonderartikel zum Aufstieg, Tristesse im Handball und keine Motivation in Sicht. Die amerikanischen Enten fliegen in den französischen Abendhimmel. „Was für eine schmackhafte Melone“, denkt sich unser Held. Warum kann nicht jedes Thema so schmackhaft sein wie die aus dem fernen Trumpland importierte schwäbische Melone, die zu besten Zeiten_innen wahrscheinlich ziemlich weit einwerfen konnte?
Ein Gewitter zieht auf. Nothackerix dreht sich von der Melone weg und verschwindet im Dunkel seines prunkvoll eingerichteten Ferienhauses.

Das Leben eines studierenden Galliers scheint indes langweilig zu werden. Vor allem, weil eine von unbeugsamen Studenten bevölkerte Website in den Untiefen des Internets verschwindet. Hat das Imperium gewonnen? Wird es jemals wieder eine Hommage an die ehemals beste Sportwebsite der Welt geben?